Geschichte | Stand: Juli 2023

Chronik der Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin 1844-2010

Im Folgenden werden kurz dargestellt:


Abb. 1: Carl W. Mayer

Unsere Gesellschaft wurde am 13. Februar 1844 von einer kleinen Schar hochmotivierter Geburtshelfer um Carl Mayer (Abb. 1) als "Gesellschaft für Geburtshülfe" gegründet.


Abb. 2: Eduard A. Martin


Abb. 3: Carl Schröder
1873 kam es unter der Leitung von Eduard Arnold Martin zur (Aus-) Gründung einer "Gesellschaft für Gynäkologie" (Abb. 2), die 1876 unter der Federführung von Carl Schröder (Abb. 3) letztlich mit der Geburtshülflichen Gesellschaft zur GGGB vereinigt wurde.

Die GGGB ist heute die älteste kontinuierlich existierende wissenschaftliche gynäkologisch-geburtshilfliche Gesellschaft in Deutschland.


Abb. 4: Walter Stoeckel

Erst 1943/1944 stellte sie ihre Sitzungstätigkeit vorübergehend kriegsbedingt ein und wurde 1947 auf Initiative unseres damaligen Ehrenpräsidenten, Professor Dr. med. Dr. jur. h.c. Walter Stoeckel (Abb.4), zunächst als Wissenschaftliche Gesellschaft der Humboldt-Universität in der damaligen sowjetischen Besatzungszone ins Leben zurück gerufen. Während der deutschen Teilung existierten zwei unabhängige Gesellschaften, die in ihren jeweiligen "Einflussgebieten" gute Arbeit leisteten. Nach der Wende 1989 kam es 1990/1991 zur Vereinigung beider Regional-Gesellschaften zur GGGB in ihrer heutigen Form. Besondere Verdienste in dieser schwierigen Phase der Gesellschaft erwarben sich Prof. Jürgen Hammerstein, Prof. Wolfgang Fischer und Prof. Hans-Karl Weitzel, die im Jahre 2007 zu Ehrenmitgliedern der GGGB ernannt wurden.

Die GGGB hat Dank der unermüdlichen Initiative unseres ehemaligen Vorsitzenden Ehrenmitgliedes, Prof. Jürgen Hammerstein, ihren Sitz im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin-Mitte erhalten.




I) Die Vorsitzenden der Gesellschaft seit ihrer Gründung

Gesellschaft für Geburtshilfe


1844-1851 C. Mayer
1851-1852 E. Bartels
1853-1868 C. Mayer
1868-1873 E. Martin
1874-1876 G. Wegscheider

Gesellschaft für Gynäkologie

1873-1875 E. Martin

Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie

1876-1880 C. Schröder
1880-1881 A. Gusserow
1881-1882 C. Schröder
1882-1883 A. Gusserow
1883-1887 C. Schröder
1887-1888 R. v. Olshausen
1888-1889 A. Gusserow
1889-1891 R. v. Olshausen
1891-1892 A. Gusserow
1892-1893 M. Jaquet
1893-1894 R. v. Olshausen
1894-1895 R. v. Olshausen und A. Gusserow, Ehrenvorsitzende
1896-1897 A. Martin
1898-1899 P. Ruge
1899-1900 E. Odebrecht
1900-1901 M. Jaquet
1901-1902 W. Schülein
1902-1903 W. A. Freund
1904-1905 E. Bumm
1906-1907 C. Keller
1908-1909 G. Orthmann
1910-1911 P. Bröse
1912-1913 E. Bumm
1914-1916 K. Franz
1917-1918 A. Mackenrodt
1919-1921 E. Bumm
1921-1923 K. Franz
1924-1925 R. Schaeffer
1925-1926 P. Strassmann
1927-1928 S. Hammerschlag
1928-1930 W. Stoeckel
1930-1931 S. Hammerschlag
1931-1933 G. A. Wagner
1933-1935 W. Stoeckel
1936-1937 G. A. Wagner
1938-1941 K.-O. v. Stuckrad
1941 W. Stoeckel, Ehrenvorsitzender
1942-1944 C. Ruge
1947-1953 W. Stoeckel
1954-1956 H. Kraatz
1956-1958 F. v. Mikulicz-Radecki
1959-1960 W. Pschyrembel
1961 H. Lax

Ostberliner Gesellschaft Westberliner Gesellschaft

1962-1963 H. Kraatz 1961-1964 H. Lax 
1964-1965 L. Waldeyer 1964-1967 W. Pschyrembel
1966-1967 W. Mosler 1967-1970 G. Hörmann
1968-1970 H. Pockrandt 1970-1973 H.-W. Boschann
1971-1972 H. Igel 1973-1976 P. Ligdas
1973-1974 S. Mach 1976-1979 F. Lübke
1975-1977 H. Bayer 1979-1982 G. Martius
1978-1979 K. Tosetti 1982-1985 G. Scholtes
1980-1984 H. Lau 1985-1988 D. Griebner
1985-1991 W. Fischer 1989-1991 H. Weitzel

Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin (GGGB)

1991 H. K. Weitzel (UK Steglitz)
1991-1994 J. Hammerstein (Kaiserin-Friedrich-Stiftung)
1994-1997 W. Lichtenegger (UK Rudolf Virchow)
1997-2000 D. Lamm (St. Joseph-Krankenhaus)
2000-2003 K. Vetter (Vivantes Klinikum Neukölln)
2003-2006 H. Kentenich (DRK Kliniken Westend)
2006-2009 J.-U. Blohmer (CCM/St. Gertrauden-Krankenhaus)
2009-2012 A. D. Ebert (Vivantes Humboldt-Klinikum)
2012-2014 A. Kleine-Tebbe (DRK Kliniken)
2014-2016 J. Sehouli (Charité/CVK und CBF)
2016-2018 Dr. Elke Keil (Park Klinik Weißensee/Oberhavel Kliniken)
seit 2018 Prof. Dr. Wolfgang Henrich (Charité)




II) Wichtige Ereignisse in der Geschichte der Gesellschaft
13. Februar 1844
Gründung der Gesellschaft für Geburtshülfe in Berlin. I. Präsident: Dr. Carl Mayer

6. November 1844
Bestätigung der Statuten der Gesellschaft durch ministeriellen Reskript

1844-1855
Die Verhandlungen der Gesellschaft erscheinen als eigenständige Publikation im Verlag G. Reimer in Berlin

1855-1869
Die Verhandlungen der Gesellschaft erscheinen in der "Monatsschrift für Geburtskunde und Frauenkrankheiten"

13. Februar 1869
Feier zum 25jährigen Bestehen der Gesellschaft mit einer Festrede von Eduard A. Martin

25. Januar 1870
Die Gesellschaft beschliesst, dass ihre Verhandlungen wieder als eigenständiges Publikationsorgan erscheinen werden. Das entsprechende Journal erscheint unter dem Titel "Beiträge zur Geburtshülfe und Gynäkologie, herausgegeben von der Gesellschaft für Geburtshülfe in Berlin" im Berliner Verlag August Hirschwald. Der erste, jährlich neu zu wählende Redaktionsausschuss bestand aus Dr. Otto Ferdinand von Haselberg, Dr. Louis Mayer und Dr. Heinrich Fasbender

9. Dezember 1873
Gründung der "Gesellschaft für Gynäkologie in Berlin". Vorsitzender: Prof. Eduard A. Martin

9. Mai 1876
Vereinigung beider Gesellschaften und Gründung der "Gesellschaft für Geburtshülfe und Gynäkologie in Berlin" Präsident: Prof. Carl Schröder

9. Mai 1894
Feier des 50jährigen Stiftungsfestes der Gesellschaft im Berliner Langenbeck-Haus mit internationaler Beteiligung unter der Leitung von Prof. A. Gusserow und M. Jaquet.

1905
Zum 70. Geburtstag von Robert von Olshausen gibt die Gesellschaft die Festschrift "Die Mitarbeit der Gesellschaft für Geburtshülfe und Gynäkologie zu Berlin an dem Fortschritt der Wissenschaft in den Jahren 1894-1904" heraus.

12. Januar 1906
"Auf Vorschlag des Vorstandes wird sodann beschlossen, entsprechend dem Vorgange chirurgischer und anderer wissenschaftlicher Gesellschaften künftighin weibliche approbierte Ärzte als ordentliche Mitglieder aufzunehmen"

23. Februar 1906
Die Gesellschaft führt die immerwährende Mitgliedschaft ein. Erstes immerwährendes Mitglied der Gesellschaft wird Heinrich Strassmann

März 1906
Nach der Geschäftsordnung finden die Sitzungen nun an jedem 2. und 4. Freitag im Monat, von 20.00-21.00h, und das Stiftungsfest jährlich am 9. Mai statt.

1914-1918
unregelmässige Sitzungen in den Kriegsjahren. Viele Mitglieder der Gesellschaft sind beim Militär und an den Fronten.

1. Juni 1934
Sitzung zum 90. Geburtstag der Gesellschaft im Hörsaal der Universitäts-Frauenklinik in der Artilleriestrasse 18 unter Leitung von Prof. Walter Stoeckel.

1941
Walter Stoeckel wird nach Adolf Gusserow und Robert von Olshausen (1894) zum dritten Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft ernannt.

25. Juni 1943
Letzte Sitzung während des 2. Weltkrieges mit einer Laudatio von C. Ruge junior anlässlich des 148. Geburtstages des Gründers der Gesellschaft (ahnend, dass es unmöglich sein würde, den 150. Geburtstag Carl Mayers angemessen zu begehen...)

1943-1945
Die Gesellschaft stellt ihre wissenschaftliche Tätigkeit ein.

1944
Die "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie", das Organ der Gesellschaft, stellt mit Heft 1 des Bandes 127 ihr Erscheinen ein: "...Auf Anordnung der Reichspressekammer tritt aus kriegsbedingten Gründen (...) eine Pause im Erscheinen der Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie ein. Die Wiederaufnahme des Erscheinens der Zeitschrift wird rechtzeitig bekanntgegeben (...)..."

Januar 1946
Erste nichtöffentliche Sitzung in der Universitäts-Frauenklinik Artilleriestrasse.

1947
Die "Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie" erscheint mit Band 127, wobei die fehlenden Seiten als "ausgefallen" bezeichnet wurden, und firmiert ab 1950 als "Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie"

21. Januar 1948
Die Gesellschaft nimmt als "Wissenschaftliche Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie bei der Universität Berlin" unter Walter Stoeckel die Tätigkeit wieder auf. Bis zur Teilung Berlins wird abwechselnd in der Tucholskistrasse (vormals Artilleriestrasse) oder in der Pulsstrasse getagt.

1956
Die Gesellschaft heisst wieder "Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin"

23. Juni 1961
Letzte gemeinsame Sitzung in der Tucholskistrasse

13. August 1961
Bau der Berliner Mauer

19. Januar 1962
Erste Sitzung einer Westberliner Gynäkologen-Gesellschaft

6. Juli 1962
Erste Sitzung einer Ostberliner Gynäkologen-Gesellschaft als Gemeinschaftstagung mit den wissenschaftlichen Gesellschaften für Geburtshilfe und Gynäkologie der Universitäten Greifswald und Rostock.

26. September 1969
Jubiläumssitzung zum 125. Jahrestag der Gesellschaft in Ostberlin unter der Leitung von Prof. H. Kraatz und Prof. H. Pockrandt

1973
Umbenennung der Ostberliner Gesellschaft in "Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie der Hauptstadt der DDR, Berlin, und der Bezirke Potsdam und Frankfurt/Oder"

ab 1973
Die Sitzungsberichte der Gesellschaft, bis dahin fast gleichlautend sowohl im Zentralblatt für Gynäkologie (Ost) als auch in der Geburtshilfe und Frauenheilkunde (West) publiziert, werden nun nur noch seperat in Ost und West in den jeweiligen wissenschaftlichen Fachzeitschriften abgedruckt.

bis 1989
beide Teile der Gesellschaft halten eigene wissenschaftliche Sitzungen ab, ernennen eigene Ehrenmitglieder und publizieren getrennt. Offizielle Kontakte bestehen de facto nicht.

9. November 1989
Fall der Berliner Mauer

28. März 1990
erste gemeinsame Sitzung der Ost- und Westberliner Gesellschaften mit logistischer Unterstützung der Berliner Firma Schering.

6. März 1991
Wiedervereinigung der Gesellschaft (I. Vorsitzender: Prof. Hans-Karl Weitzel)

Oktober 1991
Wahl des ersten gemeinsamen Vorstandes (I. Vorsitzender: Prof. Jürgen Hammerstein). Die Gesellschaft erhält im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin-Mitte ein eigenes Büro und hält von nun an ihre wissenschaftlichen Sitzungen in dem Hörsaal des Hauses ab.

Mai 1994
Die Gesellschaft feiert ihr 150. Gründungsjubiläummit einem wissenschaftlichen Kongress und einem Empfang in der Berliner Marien-Kirche. Es erscheint die Festschrift "Die Berliner Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe 1844-1994" (Hrsg. Ebert & Weitzel), die - so lange der Vorrat reichte - als Präsent den auswärtigen Referenten überreicht wurde.

2004-2006
Prof. Klaus Vetter, Mitglied und ehemaliger Vorsitzender unserer Gesellschaft, wurde zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gewählt. Ab 2009 nimmt er auch die neugeschaffene Funktion eines Generalsekretärs der DGGG ein. 2005 gibt sich die GGGB ein neues Statut.

2006

100 Jahre (!) nach der Aufnahme weiblicher Ärzte in die GGGB wird mit Dr. med. Anke Kleine-Tebbe erstmals eine Frau in den Vorstand der gemeinsamen Gesellschaft gewählt.

2006
Unsere Gesellschaft verfügt über einen Internet-Auftritt:
www.ggg-b.de

2007
Im Auftrage der GGGB erscheint die Festschrift "Berühmte Frauenärzte in Berlin" (Hrsg. David & Ebert) anlässlich es Jubiläums von 1876.

2009
Der Vorstand beschliesst die Gründung eines Archives der Gesellschaft, dessen Existenz und Entwicklung in der Verantwortung des Vorsitzenden liegt, der diese Funktion delegieren kann. Grundstock des GGGB-Archives sind die Geschäfts-Ordner der Vorstände und Vorsitzenden. Ausserdem wurde ein wissenschaftlicher zehnköpfiger Beirat gewählt, dem Vertreter der Universitäts-Frauenkliniken, der städischen Frauenkliniken, der niedergelassenen KollegInnen und der Assisstenschaft angehören. Die Zusammenarbeit mit dem Kaiserin-Friedrich-Haus wird von den Vorständen der GGGB (Prof. Ebert) und des KFH (Dr.Gisela Albrecht) vertraglich geregelt. Die GGGB-Geschäftsstelle leitet nun Frau Corinna Grünke.

2010
Erstmals seit vielen Jahren werden die Berichte der GGGB wieder in der Geburtshilfe und Frauenheilkunde (siehe Geburtsh Frauenheilk 2010; 70: 309-319) publiziert. Das frühere Publikationsorgan (Zentralblatt für Gynäkologie) ist zwischenzeitlich vom Verlag eingestellt und mit der GebFra fusioniert worden.

2011
Der Helmut-Kraatz-Preis wird vom Vorstand und dem Dekanat der Charite an die GGGB zurückgegeben. Damit kann zum ersten Mal nach 1990 der Wissenschaftpreis, den der ehemalige GGGB-Vorsitzende für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus eigenen Mitteln gestiftet hat, wieder ausgeschrieben und vergeben werden. Prof. Ebert wurde vom GGGB-Vorstand auf unbestimmte Zeit zum Stiftungsvorsitzenden bestellt. Bisherige Kraatz-Preisträger waren Dr. W. Fischer (1984), Frau Dr. Geißler (1985), Dr. G. Köhler (1986), Fr. Dr. Justus (1988), Prof. Dellas (1989) und Dr. R. Bollmann (1990). Auf der wissenchaftlichen Sitzung vom 16.11.2011 wurde in Anwesenheit von Prof. W. Fischer, Prof. G. Dellas und Prof. R. Bollmann Frau Priv.-Doz. Dr.med. Christina Fotopoulou mit dem Helmut-Kraatz-Preis 2011 geehrt. An der Sitzung nahm auch Prof. Hans Igel (94), der ehemalige Ordinarius der UFK Berlin und Vorsitzender der GGGB sowie einer der beiden Adoptivsöhne von Prof. Kraatz, Herr Dr. Hans Hack aus Heidelberg teil.

Literatur

  1. Beiträge zur Geburtshülfe und Gynäkologie, herausgegeben von der Gesellschaft für Geburtshülfe. I. Band, 3. Heft 1872. Die mit einem ?Dr.? versehenen Mitglieder sind nach 1869 in die Gesellschaft aufgenommen worden.
  2. Ebert AD, Weitzel HK (Hrsg.): Die Berliner Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie 1844-1994. Berlin-New York 1994.
  3. David M, Ebert AD: Berühmte Frauenärzte in Berlin. Frankfurt/M 2007.
  4. Hammerstein J (Hrsg.): Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin. Jubiläumsveranstaltung 12.-14. Mai 1994.
  5. David M, Ebert AD (Hrsg.): Geschichte der Berliner Universitäts-Frauenkliniken. Berlin-New York 2010.
  6. Schneider N: "Ist das Leben eines Frauenarztes sensationell?" Eine kritische Würdigung des Frauenarztes, Hochschullehrers und Gesundheitspolitikers Prof. Dr. Helmut Kraatz (1902-1983) auf der Grundlage seiner Autobiographie. Med.Diss Berlin.
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Letzte Änderung: 09.09.2024



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