GGG, Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin



Artikel des Monats (Februar 2017)

Ab Februar 2017 stellen wir Ihnen hier monatlich eine interessante aktuelle wissenschaftliche Publikation vor.

Die Auswahl trifft ein Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der GGGB, das auch die Zusammenfassung erstellt und ggf. die Forschungsergebnisse kommentiert.
BREASTFEEDING MEDICINE Volume 12, Number 1, 2017:
Effect of Exclusive Breastfeeding Among Overweight and Obese Mothers on Infant Weight-for-Length
Percentile at 1 Year
Hui Yeung, M. Leffand Kyung, E. Rhee




Übergewichtige Kinder zeigen diverse gesundheitliche Risiken auf. So ist eine Zunahme der kindlichen Erkrankungen aus dem metabolischen Formenkreis zu beobachten. Diverse Studien zeigen einen deutlich positiven Effekt des Stillens und der Muttermilchernährung auf die Vermeidung von Übergewichtigen Kindern auf (Harder, Bergmann, Kallischnigg, & Plagemann, 2005; Owen, Martin, Whincup, Smith, & Cook, 2005; Rodekamp et al., 2005). Das Übergewicht der Mutter ist hierbei ein zusätzlicher Faktor für Übergewichtigkeit des Kindes im Kindergartenalter (Buyken et al., 2008).

Der Frage, die auch häufig von den Müttern gestellt wird, ob sich die Übergewichtigkeit der Mütter auf diesen günstigen Effekt der Muttermilchernährung auswirkt oder gegebenenfalls sogar negative Effekte zu erwarten sind, ist nunmehr in einer longitudinalen prospektiven Studie in Kalifornien untersucht worden.
An der California University wurde in Zusammenarbeit mit der US Food and Drug Administration und dem Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zwischen 2005 und 2007 über 1800 Mütter - Kind Paare bis zu einem Jahr post partum regelmäßig nachverfolgt. Einbezogen wurden in die Studie über 900 Mütter.
Neben den üblichen sozialen und gesundheitlichen Parametern, erfolgte die Einteilung der Mütter nach ihrem praepartalen BMI in drei Gruppen: Normal weight (BMI 18.5-24.9) n:437, Overweight (BMI 25-29.9)n: 256, Obese (BMI >30) n:222. In monatlichen Nachuntersuchungen und Befragungen, wurden unter anderem die Kinderernährung sowie die Längen- und Gewichtsentwicklung der Kinder erhoben.

Es zeigte sich, dass die Mütter der normalen BMI Gruppe signifikant häufiger ihre Kinder über 4 Monate ausschließlich stillten. Ein Effekt der schon in anderen Studien gezeigt werden konnte und aufzeigt, dass die Übergewichtigkeit der Mütter einen Einfluss auf den Stillbeginn und die Stilldauer hat (Donath & Amir, 2000). Diskutiert werden hierbei Effekte, die mit der Insulinresistenz und der Prolaktinausschüttung vermutet werden.

In allen drei Gruppen zeigte sich die signifikante Auswirkung des ausschließlichen Stillens über vier Monate auf die Längen-Gewichtsentwicklung der Kinder nach einem Jahr. Hoch signifikant war diese bei Kindern normgewichtiger und fettleibiger (obese) Mütter mit p < 0.01. Bei den übergewichtigen Müttern zeigte sich der Effekt zwar noch signifikant, aber etwas mit p = 0.08 moderater.

Die Schlussfolgerung der Autoren ist, dass Mütter generell motiviert werden sollten, ihre Kinder mindestens über vier Monate ausschließlich zu stillen. Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die geringeren Stillraten der Mütter mit einem höheren BMI gelegt werden.

Hier können meines Erachtens wir Frauenärztinnen und Frauenärzte einen wichtigen Beitrag leisten, da in der Schwangerschaft gesundheitliche Aspekte leichter an die Paare zu vermitteln sind und somit unter anderem eine Motivation zum Stillen erzeugt werden kann. Auch in den Kontakten nach der Geburt sollte das Thema der positiven Aspekte des Stillens berücksichtigt werden und Stillprobleme nicht leichtfertig mit der Alternative des Abstillens beantwortet werden.

Den Kliniken stehen in der Verantwortung den Stillbeginn zu erleichtern, wobei sich der frühzeitige lange Hautkontakt und das Rooming-In als wesentliche Faktoren herausgestellt haben. Besonders unterstützt werden sollten Mütter, die rauchen, Mütter, die eine Sektio erfahren haben und, wie erneut diese Studie nachweist, Mütter mit Übergewichtigkeit.



Prof. Dr. Michael Abou-Dakn

St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Michael.abou-dakn@sjk.de


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Aktualisierung: 09.03.2017





Literatur
  • Buyken, A. E., Karaolis-Danckert, N., Remer, T., Bolzenius, K., Landsberg, B., & Kroke, A. (2008). Effects of breastfeeding on trajectories of body fat and BMI throughout childhood. Obesity (Silver Spring), 16(2), 389-395. doi:10.1038/oby.2007.57
  • Donath, S. M., & Amir, L. H. (2000). Does maternal obesity adversely affect breastfeeding initiation and duration? Breastfeed Rev, 8(3), 29-33.
  • Harder, T., Bergmann, R., Kallischnigg, G., & Plagemann, A. (2005). Duration of breastfeeding and risk of overweight: a meta-analysis. Am J Epidemiol, 162(5), 397-403. doi:10.1093/aje/kwi222
  • Owen, C. G., Martin, R. M., Whincup, P. H., Smith, G. D., & Cook, D. G. (2005). Effect of infant feeding on the risk of obesity across the life course: a quantitative review of published evidence. Pediatrics, 115(5), 1367-1377. doi:10.1542/peds.2004-1176
  • Rodekamp, E., Harder, T., Kohlhoff, R., Franke, K., Dudenhausen, J. W., & Plagemann, A. (2005). Long-term impact of breast-feeding on body weight and glucose tolerance in children of diabetic mothers: role of the late neonatal period and early infancy. Diabetes Care, 28(6), 1457-1462.