GGG, Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin



Nachruf auf Prof. Dr. med. Hanns-Werner Boschann
(22.05.1921 - 18.12.2015)
- Ehrenmitglied der GGGB -



Prof. Dr. Hanns-Werner Boschann
(1921-2015)
Nach Studium und Promotion war Prof. Boschann von 1946 bis 1961 Assistent an der Universitätsfrauenklinik der Charité. Nach kurzer Oberarzttätigkeit am Wenckebach-Krankenhaus war Prof. Boschann von 1953 bis 1958 Oberarzt an der Frauenklinik der Freien Universität im Städtischen Krankenhaus Moabit und schließlich vom 1. 12. 1958 bis 31.3.1983 - also fast 25 Jahre - Chefarzt der Frauenklinik am Städt. Rudolf-Virchow-Krankenhaus.

1957 erfolgten mit 36 Jahren die Habilitation und 1964 die Ernennung zum apl. Professor.

Seine Antrittsvorlesung hielt Prof. Boschann 1957 zum Thema "Leistung, Möglichkeit und Grenzen der gynäkologischen Zyto.-Diagnostik". Die Zyto.-Diagnostik ist heute ein etabliertes Verfahren, während sie 1957 noch am Anfang stand und sicher bei den Zuhörern der Antrittsvorlesung nicht auf allzu viel Verständnis gestoßen ist. Vor allem von Seiten der Pathologen gab es damals viel Gegenwind, der sich aber bald gelegt hat.

Die gynäkologische Zyto.-Diagnostik blieb das Hauptthema seiner weiteren wissenschaftlichen Tätigkeit. 1960 veröffentlichte er seine viel beachtete Monographie "Praktische Zytologie".


Seit 1975 ist Boschann Mitglied der "Internationalen Akademie für Zytologie". An vielen Kongressen und Tutorials dieser Akademie hat Prof. Boschann aktiv teilgenommen. Die nationale und internationale Anerkennung blieb nicht aus. Er erhielt hohe und höchste Auszeichnungen auf dem Gebiet der Zytologie. Von 1975 bis 1979 war er Präsident der "Deutschen Gesellschaft für Zytologie".

Von 1970 bis 1973 war Prof. Boschann Vorsitzender der "Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin".

1985 wurde Hanns-Werner Boschann für "Verdienste um die Einführung der Zyto.diagnostik in Berlin" zum Ehrenmitglied dieser Gesellschaft ernannt.

Mit 62 Jahren schied Prof. Boschann 1983 aus dem aktiven klinischen Dienst aus - dies wohl auch aus Protest über die damals schon ausufernde Bürokratie in der Medizin. [...]

Am 18.12. 2015 ist Prof. Boschann im 95. Lebensjahr verstorben, nachdem ihm seine Frau einige Tage vorausgegangen war. [...]

Prof. Boschann war ein sehr angenehmer und nobler, aber bestimmter Chef, der seine Oberärzte an der "langen Leine" ihren Weg gehen ließ und die Entwicklung der Mitarbeiter sehr unterstützte. Einige seiner Schüler sind noch heute in der frauenärztlichen Praxis tätig.

Seine Patientinnen verehrten ihn als einen ruhigen, sachlichen, zuverlässigen und mitfühlenden Frauenarzt, der vor allem zuhören konnte. Die, die ihn kannten oder an seiner Klinik tätig waren, werden ihn in Verehrung in Erinnerung behalten.
(G. Scholtes)