GGG, Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin



Erich Saling, der Vater der Perinatalmedizin,
feiert seinen 85. Geburtstag!



Am 21. Juli 2010 feiert mit Erich Saling einer der ganz Großen der Medizin seinen 85. Geburtstag. Professor Dr. med. Erich Saling wurde 1925 in Stanislau (ehem. Polen, jetzt Ukraine) als Sohn des Revierförsters Heinrich Saling und seiner Ehefrau Emma, geb. Hoffmann, geboren. Erich Saling war seit 1952 mit Frau Dr. med. Hella Saling (geb. Weyman) verheirat. Ihnen wurden die Söhne Peter und Michael geboren.

Die fachlichen und wissenschaftlichen Innovationen Erich Salings wurde oft kontrovers diskutiert, viele seiner Erfindungen oder Gedanken fanden aber so selbstverständlich Eingang in die Geburtshilfe, dass man sich nicht mal mehr darüber im Klaren ist, dass dies oder jenes ein "echter Saling" war. Es gibt eigentlich kein größeres Kompliment für einen Wissenschaftler!

Komplimente und Ehrungen hat Erich Saling im Laufe seines Lebens nach dem hart erkämpften wissenschaftlichen Durchbruch sehr zahlreich erhalten. Und sollte das Nobelpreiskommitte die Statuten für die Preisverleihung noch einmal wörtlich nachlesen, so wird es den kommenden Preis für Medizin und Physiologie sicherlich dem Vater der Perinatalmedizin verleihen (müssen). Bis dahin freut sich die Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin mit ihrem Ehrenmitglied Erich Saling von Herzen über ein faszinierendes Wissenschaftlerleben und dessen reiche Früchte.

Die GGGB wünscht Erich Saling Gesundheit, zahlreiche Treffen auf unseren Sitzungen, eine glückliche Hand bei den anstehenden Projekten und weiterhin zahlreiche gute Ideen!

Besonderen wissenschaftlichen Leistungen und innovative Entwicklungen Erich Salings

1958 Erstmaliger Katheterismus der Aorta des Neugeborenen sofort nach der Geburt
1958 Entwicklung einer neuen Methode zur schnelleren Plazentabluttransfusion bei Frühabnabelung
1959 Entwicklung einer neuen Blutaustausch-Technik beim Neugeborenen
1960 Untersuchungen über den Kreislauf des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt
1960 Erstmalige Blutgasanalysen zur Ermittlung der Wirksamkeit von Wiederbelebungsmaßnahmen beim Neugeborenen
1961 Entwicklung einer Mikroschnellmethode zur Messung der Blut-O2-Sättigung (zusammen mit K. Damaschke) sowie Entwicklung der Fetalblutanalyse, damit erstmaliges Erschließen eines direkten diagnostischen Zugangs zum menschlichen Feten im Mutterleib
1962 Konzept zum erstmaligen Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine beim atmungsunfähigen Neugeborenen
1962 Entwicklung der Fruchtwasserspiegelung, der Amnioskopie
1964 Einführung einer Gürtelexpression des Feten zur Unterstützung der Pressarbeit der Kreißenden in der Austreibungsperiode
1965 Einführung der klinisch-biochemischen Zustandsdiagnostik beim Neugeborenen sofort nach der Geburt
1966 Entwicklung eines inzwischen weit verbreiteten Neugeborenen-Laryngoskopes, das auch gegenwärtig für die Intubation sehr kleiner Frühgeborener u.a. von Schweizer Anästhesisten empfohlen wird
1966 Einführung der Puffer-Therapie für die Reanimation des Neugeborenen
1966 Entwicklung des Konzeptes der sogenannten Sauerstoff-Sparschaltung des fetalen Kreislaufes
1967 Einführung des Begriffes "Perinatale Medizin"
1968 Einführung der kombinierten elektronisch-biochemischen Intensivüberwachung des Feten während der Geburt
1969 Einführung des Begriffes "Geburts-Medizin"
1972 Erstmalige Speiseröhren- und Magenspiegelung beim Neugeborenen kurz nach der Geburt
1972 Erstmalige Injektionen von Aminosäuren ins Fruchtwasser zur kompensatorischen Ernährung des mangelversorgten Feten (Zusammenarbeit mit P. Salchow und J. W. Dudenhausen)
1972 Erste Versuche des Einsatzes eines dem fetalen Kopf aufgestülpten "Hauben-Extraktors" zur vaginal-operativen Geburtsbeendigung
1973 Entwicklung einer Apparatur zur Messung der am Kind angewandten Zugkräfte bei der Vakuumextraktion
1975 Einführung einer neuen Methode der äußeren Wendung des Feten bei Beckenendlagen nach medikamentöser Erschlaffung der Gebärmutter
(Zusammenarbeit mit Müller-Holve)
1978 Modifikation der Vakuumextraktionsvorrichtung; Ersatz der Zugkette durch einen Stiel
1978 Einführung kontinuierlicher scheidendesinfizierender Maßnahmen zur Vermeidung aufsteigender Infektionen bei Schwangeren und Kreißenden nach Blasensprung
1978 Entwicklung einer Apparatur zur telefonischen Übertragung vorzeitiger Wehen von der Wohnung der Patientin zur Klinik
(Zusammenarbeit mit Blücher)
1979 Entwicklung des Kniebeugen-Belastungs-Testes (KBT) zur kardiotokographischen Erkennung einer erhöhten fetalen Gefährdung
1980 Entwicklung geburtshilflicher Löffel (eines modifizierten für das Kind schonenden Zangenmodells)
1981 Einführung des operativen Frühen Totalen Muttermund-Verschlusses (FTMV) - einer neuen Methode zur Vermeidung sich wiederholender später Fehlgeburten und Frühgeburten
1982 Entwicklung eines neuen Elektrodenkonzeptes zur atraumatischen Ableitung von Herzschlagpotentialen des Feten
(Zusammenarbeit mit S. Schmidt, K. Langner u. J. Rothe)
1983 Entwicklung einer Apparatur zur induktiven Messung der Muttermundsweite unter der Geburt
(Zusammenarbeit mit U. Blücher)
1983 Erstmalige erfolgreicher Einsatz von speziellen Bluttransfusionen (Buffy-Coat) zur Vermeidung einer fetalen Mangelversorgung im Mutterleib
(Zusammenarbeit mit R. Malchus und U. Hoppe)
1983 Erstmalige Durchführung eines pränatalen Magneto-Enzephalogrammes beim menschlichen Feten
(Zusammenarbeit mit T. Blum und R. Bauer)
1984 Mikrofonaufnahmen des akustischen Milieus in der Gebärmutter während des Geburtsvorganges
(Zusammenarbeit mit U. Blücher und J. Rothe)
1986 Entwicklung eines einfachen akustischen Klingeltestes (Fahrradklingel) zur Überwachung des Feten in der Spätschwangerschaft
1986 Erstmalige kompensatorische Versorgung des mangelversorgten Feten durch Infusionen essentiell wichtiger Substanzen in seine Bauchhöhle über ein der Mutter implantiertes Kathetersystem
1987 Entwicklung eines neuen, dem Apgar-Score angepassten Umbilikal-Aziditäts-Schemas zur besseren Zustandsdiagnostik beim Neugeborenen sofort nach der Geburt
1989 Entwicklung eines für die Routine geeigneten Frühgeburten-Vermeidungs-Programmes
1990 Entwicklung einer Eipol-Spülmethode (Eipol-Lavage) zur besseren bakteriologischen Diagnostik aufsteigender Infektionen im Genitaltrakt Schwangerer
1993 Entwicklung einer Selbstvorsorge-Aktion für Schwangere zur Vermeidung von Spätaborten und Frühgeburten
1999 Entwicklung einer neuen Methode zur Selbstbestimmung des pH-Wertes des Scheidensekretes mittels indikatorbeschichteter Slip-Einlagen

Kurzer formeller Werdegang Salings

Der Lebensweg Erich Salings ist beeindruckend - und nicht gradlinig:

1943 bis 1945 Wehrdienst
1946 bis 1952 Medizinstudium in Jena und in Berlin
1952 Approbation und Promotion an der Freien Universität Berlin
1954 bis 1958 Geburtshilflich-gynäkologische Ausbildung an der Frauenklinik Berlin-Neukölln
1958 Anerkennung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Gleichzeitig Beginn wissenschaftlicher Tätigkeit über "Das Kind im Bereich der Geburtshilfe".
1963 Habilitation und Etablierung einwöchiger Einführungskurse für Ärzte in die moderne Schwangerschafts-, Geburts- und Perinatal-Medizin
1967 Einführung des Begriffes "Perinatale Medizin" und Gründung der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin in Berlin
1968 Ernennung zum apl. Professor und Gründung der European Association of Perinatal Medicine
1969 Einführung des Begriffes "Geburts-Medizin" und Etablierung des Maternité Preises der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin
1973 Gründung der ersten internationalen Zeitschrift für Perinatale Medizin, des "Journal of Perinatal Medicine"
1976 Ernennung zum Leiter des Institutes für Perinatale Medizin der Freien Universität Berlin und zum Chefarzt der Abteilung für Geburts-Medizin an der Städtischen Frauenklinik Berlin-Neukölln
1987 Ernennung zum C4-Universitäts-Professor der Freien Universität Berlin
1990 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin
Ab 1991 Aufbau eines privatrechtlichen, gemeinnützigen Institutes für Perinatale Medizin an alter Wirkungsstätte in Berlin-Neukölln
2005 Ernennung zum 1. Präsidenten der neu gegründeten "International Academy of Perinatal Medicine"

Erich Saling hat über 550 Veröffentlichungen, hauptsächlich zu Themen der Schwangerschafts-, Geburts- und Perinatal-Medizin vorgelegt. Und er hat irreversible perinatalmedizinische Strukturen geschaffen.

Ehrungen und Auszeichnungen

Erich Saling ist Ehrenmitglied, Mitglied oder korrespondierendes Mitglied in 24 wissenschaftlichen Gesellschaften, z.B. seit 1982 auch Ehrenmitgliedschaft unserer GGGB. Ihm wurde 2001 das Bundesverdienstkreuz I. Klasse durch den damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau verliehen und 2006 würdigt ihn die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Carl-Kaufmann-Medaille.

Mehr noch dürfte Saling allerdings die 1984 erfolgte Zuerkennung eines "Citation Classic" vom Institute for Scientific Information (ISI), Philadelphia, als erstem klinisch tätigen Arzt Deutschlands für die Publikation "Neues Vorgehen zur Untersuchung des Kindes unter der Geburt": Einführung, Technik und Grundlagen, erschienen in Gynäkol. 197 (1962) 108 gefreut haben.

Zwei Jahre später,1986, erfolgte die Gründung der "Erich Saling Inter-University School" zum Studium der Pathophysiologie der Schwangerschaft, die später in "Erich Saling World School of Perinatal Medicine" durch Professor A. Kurjak (Universität Zagreb) umbenannt wurde.

Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, nach denen bereits zu Lebzeiten ein Preis benannt wurde, so wie es Erich Saling durch die World Association of Perinatal Medicine erleben darf, die seit 2000 den "ERICH SALING PERINATAL PRIZE" zu jedem Weltkongress an "the best scientist" verleiht.