GGG, Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin



Wilhelm Gustav Liepmann (1878-1939)





[Istanbul] Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 und seiner Inhaftierung nach dem Reichtagsbrand musste Professor Wilhelm Liepmann, der Chefarzt der Berliner Frauenklinik "Cecilienhaus" und Direktor des 1925 gegründeten Deutschen Institutes für Frauenkunde emigrieren.

Liepmann erhielt in der Weimarer Republik den ersten Lehrauftrag für Soziale Gynäkologie in Deutschland an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Mit Unterstützung der Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland, hier speziell dank der Vermittlung des Pathologen Philip Schwartz, konnte Liepmann mit seiner Familie einem Ruf als Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an die Universität Istanbul folgen, an der er bis 1939 lehrte.

Die türkische Regierung unter Kemal Atatürk berief im Rahmen der Universitätsreform ab 1933 zahlreiche deutsche Ärzte und Wissenschaftler, die aus politischen und/oder rassischen Gründen aus Deutschland vertrieben wurden.

Liepmann starb in der Türkei an einem Malignom.

Am 30. September 2009 ist es gelungen, das Grab dieses bedeutenden Berliner Frauenarztes auf dem protestantischen Friköy-Friedhof in Istanbul aufzufinden, welches sich in einem nicht besonders guten Zustand befindet.

Liepmann, in Danzig geboren, war jüdischer Herkunft, verstand sich aber nach Aussagen seines Sohnes, Prof. Hans Wolfgang Liepmann (Kalifornien, USA) in religiöser Hinsicht eher als Protestant. Wilhelm Liepmann, ein hervorragender Schüler Ernst Bumms, war seit ca. 1905 Mitglied unserer Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in Berlin.

Es ist vorgesehen, dass der Vorstand den Mitgliedern der Gesellschaft vorschlagen wird, mit einer angemessenen Spende die Grabstelle Wilhelm Liepmanns lanfristig zu sichern. Die Friedhofsverwaltung in Istanbul veranschlagte 200 Euro/Jahr zur Grabpflege.